Die Leberdiät beim Hund
“Die Leberwerte sind etwas erhöht, das sollten Sie im Auge behalten”. Mit diesen oder ähnlichen Worten wirst du aus der Tierarztpraxis verabschiedet und wahrscheinlich macht sich erstmal Ratlosigkeit breit.
Was kann die Veränderung der Leberwerte bedeuten? Erhöhte Leberwerte beim Hund können verschiedene Ursachen haben, angefangen bei einer vorübergehenden Entzündung, beispielsweise durch eine längere Medikamentengabe, über Stress und Fütterungsfehler bis hin zu gut- oder bösartigen Tumoren oder einem Lebershunt, einer Gefäßmissbildung, die zu einem Funktionsverlust der Leber führen kann. Spätestens bei mehrmalig erhöhten, aber auch schon bei einmalig deutlich erhöhten Leberwerten, sollte die Ernährung deines Hundes angepasst werden. Der Vorteil ist, dass Leberdiäten grundsätzlich ähnlich aufgebaut sind, man kann mit einer Ernährungsumstellung somit erstmal nichts falsch machen, sondern unterstützt in jedem Fall die Regeneration.
Die Leber hat eine absolut faszinierende Eigenschaft, sie kann sich selbst regenerieren und dabei kann man sie durch eine angepasste Ernährung unterstützen. Diese Regenerationsfähigkeit besitzen nur sehr wenige Organe, neben der Leber nur noch die Haut, das Blut und die Skelettmuskulatur.
Die Funktion der Leber - und was ist überhaupt diese Entgiftung?
Die Leber ist das Hauptstoffwechselorgang des Körpers und zuständig für den Abbau der Nährstoffe aus der Nahrung. Sie macht die aufgenommene Nahrung für den Organismus überhaupt erst verwertbar und reguliert den Blutzuckerspiegel und die Blutfette. Die Leber speichert große Mengen an Glykogen, das im Bedarfsfall schnell zu Glukose abgebaut wird, die dann als Energielieferant dient.
Die Leber ist für die Entgiftung zuständig.
Diesen Satz ist schnell gesagt, doch was bedeutet er überhaupt und um welche Gifte geht es dabei?
Beim Abbau von durch die Nahrung aufgenommenen Proteinen fällt Ammoniak an, dies ist bereits in geringen Mengen ein potenzielles Zellgift. Aus Ammoniak wird in der Leber ungefährlicher Harnstoff gebildet, welcher dann über die Niere ausgeschieden werden kann. Die Leber kümmert sich aber auch um den Abbau von körperfremden Stoffen wie Medikamenten, Umweltgiften oder Chemikalien, die möglicherweise versehentlich oder im Fall von oral verabreichten Medikamenten bewusst im Hund gelandet sind. Die Leber wird somit aus vielen Richtungen belastet, lässt sich aber über die Ernährung dadurch auch gut unterstützen.
Die Fütterung bei erhöhten Leberwerten
Welche Fütterungsform ist denn nun überhaupt geeignet? Auch hier gilt wie immer, dass die Art der Fütterung zum Alltag und zum Hund passen muss, eine Lebererkrankungen schränkt die Auswahl jedoch etwas ein. In klassischen BARF Rationen sind grundsätzlich Innereien enthalten, was sich mit der Vorgabe der leichtverdaulichen Proteinquellen beißt, die Rohfütterung ist bei Lebererkrankungen somit nicht die erste Wahl.
Auch beim Nassfutter sind in den meisten Dosen viele Innereien verarbeitet, auch hier gilt: Super für den gesunden Hund, leider aber ungeeignet für den Leberpatienten. Es gibt jedoch speziell für Lebererkrankungen hergestellte Nass- und Trockenfutter, diese können sich je nach Art der Lebererkrankung gut eignen.
Die klassische Fütterungsform bei Lebererkrankungen ist gekochtes Futter. Dabei kann sowohl die Protein-, als auch die Kohlenhydratquelle unabhängig voneinander und nach Verträglichkeit gewählt werden, ergänzt mit den passenden Ölen und einem Mineralzusatz lässt sich leicht eine bedarfsdeckende und leckere Ration erstellen. Der Aufwand ist minimierbar durch die Nutzung von Reinfleischdosen mit purem Muskelfleisch und der Verwendung von Flocken, die nur noch mit heißem Wasser aufgegossen werden müssen. Während der Ernährungsberatung wird in Abstimmung mit dem Besitzer eine Leberdiät zusammengestellt, die den individuellen Hund unterstützt und die gleichzeitig gut in den Alltag integriert werden kann.
Grundsätze für die Fütterung leberkranker Hunde
Empfehlenswert für die Energiezufuhr ist neben hochwertigen Proteinen die aufgeschlossene Stärke aus Reis, Mais und Getreide, sowie Fette, wenn keine Beeinträchtigung des Gallenflusses vorliegt.
Das Ziel bei der Fütterung von Leberpatienten ist immer vorrangig die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Energie und gleichzeitig die Minimierung leberbelastender Abbauprodukte.
Grundsätzlich gilt, dass dein Hund sein Gewicht halten sollte. Wenn er nicht gerade deutlich übergewichtig ist, ist der Zeitpunkt für eine Gewichtsreduktion denkbar ungünstig. Der Abbau von Körpermasse führt immer zu leber belastenden Abbauprodukten. Sollte eine Gewichtsreduktion trotzdem genau jetzt unumgänglich sein, muss diese sehr langsam geschehen. Übrigens: Die Fettleber beim Hund hat im Normalfall keine nutritiven Ursachen, sie hängt somit nicht direkt mit Übergewicht zusammen. Vielmehr sorgt meistens eine Vergiftung mit Mykotoxinen oder Endotoxinen für die Leberverfettung oder eine Stoffwechselstörung wie Diabetes Mellitus ist die Ursache.
Erster Baustein der Leberdiät: Hochverdauliches Protein
Die Proteinzufuhr und damit auch die Versorgung mit Aminosäuren wird über hochverdauliche Eiweißquellen wie Muskelfleisch und Milchprodukte gedeckt, wobei eine übermäßige Zufuhr in der ersten Behandlungsphase einer akuten Lebererkrankung vermieden werden sollte. Obwohl Ei ebenfalls als hochverdaulich gilt, wird es auf Grund seines Methioningehalts nur begrenzt eingesetzt.
Warum eigentlich immer hochverdaulich und was soll das bedeuten?
Handelsübliches Hundenassfutter und auch BARF Rationen enthalten viele bindegewebsreiche Innereien. Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes und auch absolut richtig, die Schlachtnebenprodukte für Tierfutter zu verwenden. Die Bindegewebsanteile werden jedoch im Dünndarm nur unvollständig verdaut und führen bei der mikrobiellen Verdauung im Dickdarm zu einer Belastung der Leber, denn sie muss den entstehenden toxischen Ammoniak zu Harnstoff umwandeln.
Somit gilt: Innereien sind für gesunde Hunde wichtig für die Nährstoffversorgung, bei Lebererkrankungen muss jedoch auf leichtverdauliches Muskelfleisch und Milchprodukte zur Deckung des Proteinbedarfs zurückgegriffen werden. Die sonst aus den Innereien kommende Nährstoffversorgung erfolgt dann über einen passenden Mineralzusatz.
Es stellt jedoch keine Lösung dar, den Proteingehalt der Ration einfach möglichst weit zu senken, auch wenn das auf den ersten Blick wie eine gute Idee wirkt. Die Aufnahme von essentiellen Aminosäuren hängt von der Proteinzufuhr ab, ist zu wenig Protein in der Ration enthalten, holt sich der Körper die Aminosäuren aus einer anderen Quelle und zwar aus den Muskeln, was auf jeden Fall vermieden werden muss. Das bedeutet, eine ausreichende, aber nicht übermäßige Proteinzufuhr ist bei Lebererkrankungen die richtige Wahl.
Zweiter Baustein der Leberdiät: Ansäuerung des Darminhalts
Neben Proteinen sollten auch Faserstoffe ausreichend in der Ration vorhanden sein. Einerseits um die Darmmotilität zu erhalten, sie haben jedoch noch eine weitere wichtige Funktion, nämlich die Ansäuerung des Darminhalts. Besonderen Vorteil bieten hier fermentierbare Fasern, wie Karotten und Äpfel in Form von Karottenmehl oder -flocken, Apfeltrester oder direkt Pektin. Diese Ansäuerung führt dazu, dass Ammoniak schon im Darm zu Ammonium ausfällt und gar nicht erst in den Blutkreislauf gerät, um von der Leber verstoffwechselt zu werden. Das Ammonium wird einfach mit dem Kot ausgeschieden, ohne die Leber vorher zu belasten. Eine Fütterung von frischen Äpfeln und Karotten reicht hier normalerweise nicht aus, da die benötigten Mengen viel zu hoch wären, um eine wirksame Menge an Faserstoffen zu erreichen.
Die Zusätze: Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente bei Lebererkrankungen
Die Zugabe von Mineralstoffen und Spurenelementen orientiert sich grundsätzlich am Erhaltungsbedarf.
Vitamin A und Kupfer sollte bedarfsdeckend in der Ration enthalten sein, aber auf keinen Fall überdosiert werden. Vitamin E als Antioxidans und die B Vitamine werden über den Erhaltungsbedarf hinaus erhöht.
Zirrhosen und Fibrosen - Die Grenzen der Leberdiät
Eine Leberdiät ist oft sehr ähnlich gestaltet, auch wenn die Ursachen für die Lebererkrankung vielfältig sind. Auch sind ihr Grenzen gesetzt, wie beispielsweise bei bestehenden Zirrhosen und Fibrosen. Hier lässt sich durch die Umstellung der Ernährung das Fortschreiten der Erkrankung hinauszögern und das Wohlbefinden des Patienten erhöhen, eine Heilung ist in diesem Fall jedoch nicht möglich.
Fettleber beim Hund
Wie schon eingangs erwähnt, ist die Leberverfettung in der Praxis nicht in der Ernährung begründet, trotzdem ist es möglich, durch eine Umstellung der Fütterung eine Mobilisierung der Fette zu erreichen. Geeignet sind auch hier hochverdauliche Proteine, wie Fisch, Milchprodukte und Muskelfleisch, es sollte jedoch die Fettzufuhr stark begrenzt werden (Fettgehalt max. 5-8% in der Trockensubstanz). Als Fettquelle bieten sich auf Grund ihrer entzündungshemmenden Wirkung linolsäurereiche Pflanzenöle, wie zum Beispiel Sonnenblumenöl und Fischöle mit einem hohen Anteil an Omega 3 Fettsäuren an. Auch Lezithin und Biotin haben eine positive Wirkung.